- Die Geschichte der Juden in Deutschland von Arno Herzig, Cay Rademacher
Jüdische Gemeinde Limburg
Birkenallee 4
65549 Limburg
+49 6431 25 10 6
Mitgliederzahl: 183 (Stand 2016)
Quelle: Zentralrat der Juden in Deutschland
Juden in Limburg:
Die ersten Juden kamen wohl um 1190 aus Frankreich nach Limburg. Urkundlich erwähnt ist eine jüdische Gemeinde im Jahr 1278. In diesem Jahr wechselte die Kammerknechtschaft vom Kaiser zum Herren der Burg Limburg. Das Judenviertel befand sich zwischen dem Kornmarkt und dem heutigen Bischofsplatz sowie zwischen Fleischgasse und der heutigen Kolpingstraße. Es war teilweise durch eine Mauer von der restlichen Stadt abgetrennt. Eine Synagoge ist dort seit der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts belegt. Ein Tanzhaus, eine Schule und ein Badehaus (Reste im Keller des Hauses Plötze 3 noch zu sehen) waren ebenfalls vorhanden. Im frühen 14. Jahrhundert wurden im Gefolge der Frankfurter "Judenschlachten" nahezu alle Juden aus der Stadt vertrieben. Die Gemeinde erholte sich zunächst wieder, als Limburg 1420 kurtrierisch wurde, begann auch dort, wie im gesamten Erzbistum, die Vertreibung der Juden. Um 1450 war die jüdische Gemeinde erneut ausgelöscht. Einzelne Juden lebten in den folgenden Jahrhunderten in Limburg, eine größere Gemeinde scheint sich aber nicht mehr gebildet zu haben. Als Synagoge wurde bis ins 18. Jahrhundert ein Keller am Fischmarkt genutzt. Als Ambrosio Spinola um 1620 nassauische Gebiete besetzte, flohen noch einmal sechs jüdische Familien nach Limburg, die aber bis 1629 von der Bürgerschaft wieder vertrieben wurden.
Erst nach dem Dreißigjährigen Krieg bildete sich wieder eine dauerhafte jüdische Gemeinschaft in Limburg. 1725 wurde eine besondere Judenordnung erlassen, für 1754 sind sechs jüdische Familien verbürgt. 1852 waren 60 Einzelpersonen jüdischen Glaubens registriert, 1910 281. Ein Teil der jüdischen Bewohner Limburgs im 18. Jahrhundert muss sehr wohlhabend gewesen sein, da zwei von ihnen die besten Steuerzahler der Stadt waren. Ein jüdischer Friedhof entstand im heute als "Schlenkert" bekannten Teil der Stadt und wurde bis 1820 genutzt. Danach wurde der heute noch bestehende Friedhof am Schafsberg eingerichtet. Das zuständige Rabbinat befand sich in Diez. 1868 kaufte die jüdische der evangelischen Gemeinde die ehemalige Kapelle des Klosters Erbach ab und wandelte sie zur Synagoge um. 1903 war die neue Synagoge im neoromanischen Stil an der Schiede fertiggestellt. Das Gotteshaus bot 201 Männer- und 104 Frauenplätze und verfügte über eine benachbarte Mikwe.
1932 lebten 296 Juden in Limburg. Mit der einsetzenden Verfolgung durch das "Dritte Reich" sank ihre Zahl schnell. 1937 gab es noch 154 jüdische Einwohner, nach der Pogromnacht 1938, in der die Synagoge zerstört wurde, noch 86. Ende September 1939 lebten noch acht ältere jüdische Einwohner in Limburg. Für rund 80 jüdische Limburger ist eine Auswanderung nachgewiesen. Über das Schicksal der übrigen ist nichts bekannt. Die meisten von ihnen wurden vermutlich ermordet. 1945 kehrten lediglich drei jüdische Limburger in ihre Heimatstadt zurück. Der Dichter und Heimathistoriker Leo Sternberg, der 1933 zum Katholizismus konvertierte, bekanntestes Mitglied der jüdischen Gemeinde der Stadt, starb 1937 im Exil in Jugoslawien.
Seit 1998 besteht in Limburg wieder eine jüdische Gemeinde, die 2009 eine Mitgliederzahl von 200 aufweist. Es handelt sich ausschließlich um russische Immigranten. Im Februar 2009 wurde die neue Synagoge eingeweiht.
Quelle: wikipedia